Doha

„Ich halte mich bereit“

27.01.2015

Fabian Böhm wurde kurz vor dem finalen Gruppenspiel gegen Saudi Arabien aus dem 16er-Kader der deutschen Nationalmannschaft gestrichen. Die WM hat der Balinger aber noch nicht abgehakt.

„Ich halte mich bereit“

© Imago

Gegen Argentinien absolvierte Fabian Böhm zwölf Minuten auf der Platte, zu mehr Einsätzen wird er aber vorerst nicht kommen. Bundestrainer Dagur Sigurdsson hat den Balinger aus dem 16er-Kader gestrichen

Das Leben – und das gilt speziell auch für den Sport – läuft nicht immer so, wie man es sich vorstellt. Diese Erfahrung hat ganz aktuell Fabian Böhm bei der Handball-Weltmeisterschaft in Katar gemacht. Der Rückraumspieler vom HBW Balingen-Weilstetten freute sich bereits auf einen ersten längeren Einsatz im letzten Gruppenspiel gegen Saudi-Arabien und wollte sich für den weiteren Turnierverlauf empfehlen. Da unterrichtete ihn Bundestrainer Dagur Sigurdsson davon, dass er ihn aus dem deutschen 16er-Kader streichen werde. „Fabian Böhm hat diese Entscheidung sehr professionell aufgenommen“, erklärte der Isländer. „Sie ist nicht gegen ihn gerichtet, sondern hatte allein taktische Gründe.“ Der Magdeburger Matthias Musche rückte stattdessen ins DHB-Aufgebot, um Uwe Gensheimer nach intensiven Begegnungen auf Linksaußen eine Pause zu gönnen.

Das sonnige Gemüt von Fabian Böhm überdeckte die „persönliche Enttäuschung“, die nach einer solchen Nachricht allzu verständlich ist. „Ich schreibe mir selbst zu, dass ich der Mannschaft helfen kann“, sagte der 25-Jährige. „Aber im Sport ist es leider manchmal so wie jetzt.“ Zumindest vorerst bleibt nur eine magere WM-Bilanz stehen: zwei Kurzeinsätze mit etwas mehr als vier Minuten gegen Russland und immerhin zwölf Minuten gegen Argentinien, zwei Würfe und kein Tor. Um die Chancen auf eine Rückkehr steht es eher bescheiden. Eine „Rochade“ in seinem Personal dürfte Dagur Sigurdsson noch vornehmen, mit dem dritten Keeper Andreas Wolff gibt es allerdings noch einen zweiten Bewerber. „Ich habe die Weltmeisterschaft in Katar noch nicht abgehakt“, hofft Fabian Böhm auf ein Comeback.

In jedem Fall ist das globale Turnier ein „Wahnsinns-Erlebnis“ für den Newcomer. „Es ist wirklich ein tolles Gefühl hier zu sein“, schwärmt der Rechtshänder. „Man geht ein und aus mit Top-Stars wie Mikkel Hansen oder Nikola Karabatic.“ Und dann das Wetter, das den Spielern die knappe Freizeit versüßt. Wann sitzt man schon einmal im Januar bei 25 Grad am Meer? „Und zu Hause gab es gerade 15 Zentimeter Neuschnee, das kann man sich gar nicht richtig vorstellen, das ist so weit weg“, staunt der gebürtige Potsdamer.

Der Kontakt ins Schwäbische ist dank der modernen Kommunikationsmittel nicht abgebrochen. Mit HBW-Geschäftsführer Bernd Karrer, Trainer Markus Gaugisch oder dem einen oder anderen Mannschaftskameraden werden Kurznachrichten ausgetauscht. Den „knackigen“ Wiederauftakt in Erlangen nur eine Woche nach dem letzten WM-Tag hat Fabian Böhm bereits im Kopf, den Fokus versucht er aber trotz der jüngsten Enttäuschung auf das Ereignis am Persischen Golf zu halten.

Seine „wichtigste Bezugsperson“ vor Ort ist dabei sein Balinger Teamkollege Martin Strobel, der die Erfahrung aus mehreren Großturnieren mitbringt. Das Zimmer teilt sich Fabian Böhm allerdings mit dem Melsunger Jens Schöngarth. Die beiden kennen sich schon von der Junioren-Nationalmannschaft. Seit Samstag haben beide unterschiedliche Rollen: Aus dem einen Ergänzungsspieler ist nun ein Reservist geworden. „Ich habe die Hoffnung nicht aufgegeben, ich halte mich bereit“, sagt Fabian Böhm mit Nachdruck.

 

Vrazalic kämpft um Rang 19

Martin Strobel begeistert mit seinen Leistungen in Katar Fans wie Verantwortliche gleichermaßen. „Martin zeigt, was in ihm steckt. Ich habe ihn noch bei keinem großen Turnier in so einer Form erlebt. Er übernimmt Verantwortung und macht unglaublich wenig technische Fehler“, schwärmt Teammanager Oliver Roggisch gegenüber SPOX. Strobel stand in jedem Spiel auf der Platte, wurde gegen Saudi Arabien jedoch nach kurzer Einsatzzeit wieder geschont. Mit drei Treffern im gestrigen Achtelfinale kommt der Regisseur zudem auf 15 erzielte Tore.

Während Strobel und Böhm noch weiter vom Weltmeister-Titel träumen können, konnte der dritte Balinger Faruk Vrazalic nicht in die K.o.-Runde einziehen. Der 24-Jährige erzielte bislang acht Tore, belegte mit Bosnien-Herzegowina am Ende der Gruppenphase Rang fünf. Bosnien-Herzegowina verpasste damit den Sprung ins Achtelfinale, ist aber noch beim President's Cup am Ball. Dabei kassierten Vrazalic & Co. gestern eine 29:37-Niederlage gegen Weißrussland und spielen nun heute um 15 Uhr gegen Russland noch um Platz 19.

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