Dormettingen

Holcim untertunnelt Kreisstraße

18.12.2014

von Rosalinde Conzelmann

Dormettingen ist 655 Hektar groß. Im Jahr 2017 beginnt die Firma Holcim mit dem Abbau des Schiefer-Ostfeldes mit 89 Hektar Fläche. Zuvor werden die Kreisstraße untertunnelt und neue Feldwege gebaut.

Bürgermeister Anton Müller verlegte die Gemeinderatssitzung am Dienstag kurzerhand in den Bürgersaal, weil der Platz für die vielen Besucher nicht ausreichte. Während sich in Dautmergen nur zwei Zuhörer für die Holcim-Informationen über die neuen Grenzwerte in Sachen Immissionsschutzgesetz interessiert hatten, war das Interesse in Dormettingen weitaus größer. Die Holcim-Vertreter, Betriebsleiter Dieter Schillo, Projektleiter Gerald Massini und der Leiter der Ersatzstoffe, Dr. Friedrich Wimmer, informierten im ersten Teil ihres Vortrags – wie schon im Dautmerger Gemeinderat – über die geplante Erhöhung des Anteils an Ersatzbrennstoffen an der Feuerungswärmeleistung des Drehrohrofens auf 100 Prozent. Der zweite Teil ihres Vortrags war ganz den zukünftigen Abbauplänen gewidmet, die Dormettingen massiv betreffen. Hier stieg Andreas Junginger, Leiter Gewinnungsbetriebe, ebenfalls mit in den Ring.

Für den Gemeinderat ist das Thema nicht neu, wie Anton Müller eingangs feststellte. Seit 2009 sind die Räte über die zukünftige Schieferabbauflächen informiert. Das Schiefer-Ostfeld ist bereits bergrechtlich genehmigt und rückt nun an das Dorf heran, nachdem das Westfeld auf der gegenüberliegenden Seite der Kreisstraße 7129 Ende 2016 „ausgebeutet ist“, wie Müller Klartext redete.

Die Dimensionen des Abraums verdeutlichte Andreas Junginger anhand der Planung, die er als Ergebnis eines mehrjährigen Entwicklungsprozesses bezeichnete. Holcim wird unter die Kreisstraße 7129, die von Dormettingen zur Waldhof-Kreuzung führt, einen Tunnel bauen, um die Verbindung vom West- zum neuen Ostfeld zu schaffen. Laut Junginger sind zwei Röhren in zehn Meter Tiefe in Wellblechausführung geplant, die kleinere für das Förderband und einen Fußgängerweg für die Mitarbeiter, die zweite, größere für die Laster. In nur 13 Wochen soll diese Baumaßnahme fertig sein. „Wir sind aber nicht abgeschnitten“, warf Anton Müller ein. Holcim wird vor Baubeginn des Tunnels eine schwerlasttaugliche Umleitungsstraße bauen, die nach Fertigstellung des Tunnels wieder abgebaut wird.

Ebenso sichert das Unternehmen zu, dass sofort Ersatzwege in dem beliebten Erholungsgebiet geschaffen werden. Mit dem Wegebau wird auch gewährleistet, dass die Landwirte in jeder Abbauphase ihre Flächen bewirtschaften und anfahren können. „Und der Zugang zum Hardtwald ist jederzeit gegeben“, fügte Müller an. Sehen die Dormettingen die nächsten drei Jahrzehnte in ein großes Loch vor ihrer Haustüre? Auf diese Frage hatte Junginger eine klare Antwort: „Sie sehen gar nichts von der Maßnahme.“

Schon nächstes Jahr im April möchte Holcim mit den Baumaßnahmen beginnen. Die Verlegung der Trinkwasserleitung, der Tunnelbau und der Bau der Wirtschaftswege sind für 2016 terminiert. 2017 soll der Brecher vom West- ins Ostfeld ziehen und der Abbau beginnen. Bis ins Jahr 2044 sollen die insgesamt elf Abraumabschnitte abgearbeitet werden.

Bürgermeister Müller bedankte sich bei den Holcim-Vertretern für die offenen Worte. Man habe sich für einen Weg des Dialogs entschieden, der von Offenheit geprägt sei. „Wir können den Abbau nicht verhindern, aber dafür Sorge tragen, dass die Auswirkungen auf die Gemeinde und die Bewohner so gering wie möglich sind“, nannte Müller die Aufgabe, der sich der Gemeinderat auch die nächsten Jahrzehnte stellen wird. Die Zuhörer hatten am Dienstag kein Rederecht. Die Gemeinde hat für 15. Januar 2015 eine Bürgerinformationsveranstaltung geplant. „Dann dürfen auch sie reden“, so Müller.

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