Schranke vor der Nachricht

12.12.2014

von Karl-Otto Müller

WINTERABENDE. Sie laden uns ein, inne zu halten. Bei Kerzenlicht, Kaminfeuer und einem Glas Glühwein zurück zu schauen, Pläne zu schmieden. Wir tun beides.

WENN ZEITUNGSMACHER zurückblicken, dann natürlich auf die Inhalte ihrer Zeitung. Diese werden immer bunter – dafür stehen nicht nur fette Schlagzeilen, sondern auch zahlreiche Sonderseiten, die den ZAK-Lokalteil Woche für Woche ergänzen: Seiten für die Kleinen, für die Schulen, für die Familie, für Vereine, thematische Sonderseiten . . . reichlich Arbeit und Engagement der Kollegen stecken hier drin. Was der Beifall des Publikums für den Künstler ist seit jeher das leise Lob der Leser an ihre Zeitungsmacher. Danke!

WENN WIR NACH VORN blicken, dann auf das Blatt selbst. Sein Wandel beschäftigt uns jeden Tag. Was erwarten unsere Leser heute von Ihrer Tageszeitung? Wie wollen sie diese morgen serviert bekommen? Wir spitzen schon lange die Ohren, halten die Augen offen, debattieren, interpretieren, analysieren – und reagieren!

WIR WANDELN UNS – hin zu unseren Lesern: Aus bloßen Zeitungsmachern werden Medienmenschen. Weil unsere Leser – ja, wir möchten auch von Zuschauern, Betrachtern sprechen, um nicht mit dem simplen Begriff „User“ Kritiker auf den Plan zu rufen – sie erwarten unsere Nachrichten in vielfältigster Form: Beleg ist die steil ansteigende Zahl unserer Facebook-“Däumchen hoch“, die wachsende Fangemeinde auf unserer Online-Seite www.zak.de. Und natürlich die Vielzahl an Leserstimmen. Sie interpretieren wir als Beleg, mit unserer täglichen Themenwahl den Nerv' unserer Leser zu treffen.

SCHWARZ AUF WEISS – bislang hat das Papier, hatte die Zeitung, Vorfahrt. Doch Papier ist bekanntlich geduldig – das World Wide Web, kurz das Netz, aber schneller. Viele Tausend User greifen auf www.zak.de oft tags zuvor schon die Nachricht ab, die erst am nächsten Morgen in ihrem ZAK zu finden ist. Weil ZAK-Redakteure längst nicht mehr nur für die Papierausgabe arbeiten, sondern – wenn es sein muss – fast 24 Stunden täglich Nachrichten produzieren und sie ihrer Bedeutung entsprechend so schnell wie möglich veröffentlichen. In Wort, in Bild, vielfach auch in kompletten Bildstrecken – und immer häufiger auch im bewegten Bild.

DIESEN ANFORDERUNGEN trägt das Balinger Medienhaus seit Jahren nicht nur mit großem technischem Aufwand, sondern auch mit der nötigen personellen Ausstattung gebührend Rechnung.

Apropos: Rechnung. Diese kann natürlich nur aufgehen, wenn sich die Einnahmenseite entsprechend anpasst. Wir wollen nicht hinterm Berg halten: Wir freuen uns, dass die Menschen in der Region unsere Angebote, ob gedruckt oder online auf dem heimischen PC und im handlichen Tablet-PC nutzen. Wir kommen aber nicht umhin, dafür künftig einen entsprechenden Obolus einzufordern. Das böse Wort heißt „Paywall“, das bedeutet nicht mehr und nicht weniger, als dass wir, wie viele Medienhäuser in der Republik, den harten Schritt tun müssen, und vor das seit 15 Jahren schon tägliche Onlineangebot eine Bezahlschranke setzen.

DIE KUNDE ist nicht ganz neu – das zeigen uns erste Reaktionen. Natürlich fürchten wir, wie ein Kollege es nennt, in den nächsten Wochen geteert und gefedert zu werden, ja, wir würden es bedauern, wenn sich bislang zufriedene User unseres Online-Nachrichtenangebots verärgert abwenden würden. Als Wirtschaftsunternehmen, das seit Jahrzehnten finanziell auf eigenen Beinen steht, sich aus Anzeigen und Abonnementeinnahmen finanziert und keinen Cent aus etwaigem öffentlich-rechtlichem Gebührenaufkommen erhält, ist dieser Schritt Ausdruck verantwortlichen Handelns. Es geschieht im Interesse sicherer Verlags- und Redakteursarbeitsplätze, vor allem aber im Interesse eines auch künftig breiten Nachrichtenangebots für die ganze Region.

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