Albstadt/Bitz

Hoffen auf den Petitionsausschuss

17.09.2014

von Benno Schlagenhauf

Hoffen auf den Petitionsausschuss

© Archivfoto: Dagmar Stuhrmann

Jochen Thomann (rechts) kämpft für seinen besten Mitarbeiter und Freund Vesel Fuga. Dem Kosovo-Albaner droht die Abschiebung.

„Ich werde jeden Tag angesprochen ,Wie geht es eurem Vesel? Darf er bleiben?'“, erzählt Jochen Thomann, Chef des gleichnamigen Bitzer Garten- und Landschaftsbaubetriebs. Wenn Thomann den Leuten die Lage erläutert, haben sie oft nur ein Kopfschütteln übrig. „Es ist unverständlich, weshalb ein hoch qualifizierter Arbeiter und feiner Mensch wie er, der vorbildlich arbeitet und in die Sozialsysteme einzahlt, in Zeiten des Fachkräftemangels abgeschoben werden soll.“

Seit zwei Jahren befindet sich die Zukunft des Kosovo-Albaners Vesel Fuga in der Schwebe (wir berichtetenmehrfach). Nach dem Scheitern seiner Ehe sollte der Asylbewerber abgeschoben werden. Jochen Thomann klagte sich durch alle Instanzen, um seinen besten Mitarbeiter behalten zu können, bat Stadträte, Landräte und Bürgermeister um Unterstützung und setzte parallel eine Petition auf. „Beim Verwaltungsgericht in Sigmaringen haben wir einen Teilerfolg erreicht, vereinfacht gesagt hätten die nichts gegen eine Bleibe von Vesel, wenn das Albstädter Ausländeramt zustimmt.“ Doch das Amt lehnte ab, vermutete hinter Fugas Partnerschaft zu einer Deutschen eine Scheinehe. Das streitet Thomann ab, berichtet von untragbaren Zuständen für Fuga während der Ehe. „Es kann doch nicht sein, dass er deswegen abgeschoben wird, weil er die Ehe nicht lange genug ausgehalten hat.“ Nach drei Jahren Ehe hätte Fuga ein unabhängiges Aufenthaltsrecht erhalten.

Thomann kämpfte auch auf höheren Instanzen für Fugas Aufenthaltsgenehmigung – beim Verwaltungsgerichtshof in Mannheim und beim Regierungspräsidium in Tübingen – scheiterte jedoch. „Die Stellungnahme des Regierungspräsidiums war lächerlich. Vesel ist ein Fachmann, der Seinesgleichen sucht, aber das RP erkennt seine Fähigkeiten nicht an, weil ihm der entsprechende Ausbildungsabschluss fehlt.“

Außerdem teilt das Regierungspräsidium mit, dass ein Bedarf an ausländischen Fachkräften in der Branche nicht gegeben sei und man schnell gleichwertigen Ersatz finde. „Das ist Quatsch. Es gibt kaum gute Vorarbeiter, und was Vesel drauf hat, ist einmalig.“ Thomann unterstreicht, welch wichtige Rolle Fuga in seinem Betrieb einnimmt: „Weil er so ein hervorragender Vorarbeiter ist, konnte ich in diesem Jahr drei Azubis statt einem einstellen. Er schafft bei uns Arbeitsplätze.“

Seit geraumer Zeit muss Fuga seine Arbeitserlaubnis nun nicht mehr alle drei Monate, sondern monatlich verlängern. „Ich habe nachgefragt, warum – es wurde mir nicht erklärt. Er muss nun jeden Monat zum Amt und zittern, ob er weiter arbeiten darf“, so Thomann. Für Fuga ist der Rechtsstreit eine große Belastung: „Er ist nervlich am Ende. Er will hier bleiben, hat hier seinen Freundeskreis, sein Zuhause und Arbeit gefunden.“ Ein Strohhalm, an den sich Thomann und Fuga klammern, ist der Petitionsausschuss. Dieser tagt Anfang Oktober. Entscheidet der Ausschuss positiv, darf Fuga bleiben. Solange der Petitionsantrag läuft, kann Fuga zumindest nicht abgeschoben werden. Aber auch bei einem negativen Entscheid gibt Thomann noch nicht auf: „Ich habe mich informiert, was man dann noch tun kann. Es gibt eine Härtefallkommission für Ausländerrecht. Im Ernstfall machen wir dort weiter.“

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