So vielfältig wie die Gesellschaft

Wohnen im Alter ist ein Themenschwerpunkt im Generationen-Netz Balingen. Menschen sollen nicht vereinsamen mehrere Generationen unter einem Dach leben können.

Im Rahmen einer Veranstaltungsreihe in Kooperation mit der VHS, dem evangelischen Bildungswerk und der katholischen Erwachsenenbildung stellte Dr. Scherzer „Wohnformen fürs Älterwerden – vielfältig wie unsere Gesellschaft“ vor. Altengerechtes Wohnen bezieht sich nicht nur auf die Barrierefreiheit.

Fachleute sind sich einig, dass sich der besondere soziale Bedarf von älteren Menschen auf sechs Ebenen zeigt. Wichtig sind die Selbstständigkeit, soziale Aktivitäten, die Einbindung in Nachbarschaftsnetze, generationenübergreifende Aktivitäten, der Erlebnisraum zu Hause, wo der ältere Mensch oft mehr als 90 Prozent seiner Zeit verbringt, die Bereitstellung von Hilfsangeboten, professionelle Begleitung, Pflege und bezahlbare Wohnkosten.

Altengerechtes Wohnen wurde als Querschnittsaufgabe bezeichnet zwischen Stadtplanung, Wohnungswirtschaft, Sozialwirtschaft, Bildungs- und Freizeitträgern und der Beteiligung von Bürgern. Die notwendige ressortübergreifende Entwicklung stellte die Referentin am Mehrgenerationenwohnen in Ulm-Weststadt dar. Die Teilhabe an Entscheidungen, die Mitsprache bei Neubelegung, die kontinuierliche Sozialmoderatorin und die Kooperation mit dem nahen Altenheim wirke in das gesamte Wohnquartier hinein. Auch jüngere Menschen und junge Familien würden vom generationenübergreifenden Wohnen profitieren. Als wichtige Voraussetzungen für gemeinschaftliche Wohnformen wurde genannt, dass alle Generationen im Blickpunkt stehen sollen, der Bedarf älterer Menschen jedoch besonders berücksichtigt werden muss.

In der zweiten Veranstaltung standen die bisher fruchtlose Bemühungen nach einem gemeinschaftlichen Wohnprojekt in Balingen im Mittelpunkt. Nachdem die bisherigen Planungen für das „Strasserareal“ aufgegeben wurden, diskutierten Mitglieder vom Generationen-Netz in den vergangenen Monaten mehrmals über die Nutzung des Geländes für ein gemeinschaftliches Wohnprojekt. Dreh- und Angelpunkt ist der Wunsch, bezahlbare, natur- und stadtnahe Wohnungen für Alt und Jung in Balingen zu schaffen. Das war schon 2004 die Idee des Architekten Hans-Jürgen Seßler zur Bebauung des Strasserareals. Vor interessiertem Publikum stellte er diese Idee vor.

Der dreigliedrige Gebäudekomplex mit zwei großen Innenhöfen, 80 Prozent Wohnungen und 20 Prozent kleinteiligem Gewerbe samt Café als Kommunikationstreffpunkt beeindruckten die Zuhörer. Sie waren sich einig, dass für viele Menschen ein Wertewandel vom materiellen zum sozialen Wohlstand stattfinde und wünschten sich, dass Stadtverwaltung und Gemeinderat in einen Dialog mit den Bürgern eintreten zur weiteren Nutzung des Strasserareals oder anderer stadtnaher Grundstücke.

Interessierte wollen gemeinsam weitere Schritte entwickeln. Kontakt: Telefon 0 74 33/55 96.