HBW gegen BHC nur Außenseiter: neue Rolle für die Schwaben

Von Marcus Arndt

Im Zweitliga-Gipfel erwartet der HBW am Freitagabend den souveränen Spitzenreiter aus dem Bergischen Land. Eine richtungsweisende Partie für die Balinger.

HBW gegen BHC nur Außenseiter: neue Rolle für die Schwaben

Wichtiger Faktor beim Balinger Handball-Zweitligisten: Routinier Matthias Flohr (im Bild gegen Emsdetten). Der Ex-Hamburger zeigte zuletzt eine Klasseleistung beim Sieg der Schwaben in Wilhelmshaven.

Die Rolle ist neu. Gegen den Mitabsteiger geht der Tabellendritte als krasser Außenseiter auf die Platte. „Wir müssen aufpassen, dass wir dranbleiben“, sagt Jens Bürkle vor den Hammerspielen im Dezember.

Souverän setzten sich die „Gallier von der Alb“ zuletzt in Wilhelmshaven durch, bleiben nach dem zehnten Saisonsieg in Schlag-distanz zu den Aufstiegsplätzen. Der Balinger Coach weiß den Sieg beim WHV richtig einzuordnen. „Der Gegner hat nicht alles bestraft, was wir an Fehlern gemacht haben“, erklärt er, „aber wir waren in der Abwehr sehr gut auf den Füßen und hatten – insbesondere in den ersten 30 Minuten – eine hohe Qualität im Torwurf.“ Aus 18 Versuchen machten die Schwaben 14 Treffer, leisteten sich nur vier Fahrkarten. „Das war in den Wochen davor anders“, so der HBW-Kommandogeber weiter, welcher Routinier Matthias Flohr eine „überragende Leistung“ attestierte. In der Defensive stellte der Ex-Hamburger Wilhelmshavens Tobias Schwolow kalt, harmonierte glänzend mit Christoph Foth und Jona Schoch, die im Abwehrzen?trum wenig zuließen. „Ein paar Sachen, die wir uns in den vergangenen Wochen erarbeitet haben, griffen“, bilanziert der Sportwissenschaftler zufrieden, „die kommenden Gegner haben allerdings ein anderes Kaliber.“

Heute Abend gastiert mit Branchenführer Bergischer HC der erste Hochkaräter in der „Hölle Süd“ (19.45 Uhr), ehe es eine Woche später nach Lübeck (16. Dezember, 19 Uhr) geht. Die Westdeutschen kassierten vor Wochenfrist die erste Punktspielniederlage, unterlagen im Ligagipfel dem VfL Lübeck-Schwartau mit 25:30. „Ich hätte nicht gedacht, dass die Löwen ein solches Topspiel verlieren“, sagt Bürkle, „das ist schlecht für uns.“ Trotz der Pleite sieht der Balinger Trainer den Fusionsklub aus Solingen und Wuppertal gegenüber der Konkurrenz klar im Vorteil. „Der BHC hat den besten Kader, ist zu gut und hat nach wie vor einen sehr großen Vorsprung“, meint der Sigtryggsson-Nachfolger. Er fügt hinzu: „Mit einem Sechs-Punkte-Polster auf den ersten Verfolger spielt es sich entspannter. . .“

Doch der VfL-Sieg in der Klingenhalle zeigte: Die Löwen, welche viele enge Spiele knapp gewonnen haben, sind schlagbar. Gegen die Hansestädter brachte der BHC sein Potenzial nur bedingt auf die Platte – und zeigte ungewohnt Nerven. Gleich dreimal traf der Primus das leere Tor des Tabellenzweiten von der Küste nicht, der im Angriff konsequent den Torhüter von der Platte nahm. „Schwartau hat es extrem clever gemacht“, gesteht Löwendompteur Sebastian Hinze ein, „wir dürfen es jedoch nicht dazu kommen lassen. Wir müssen in der schlechten Phase Lösungen finden, um den Lauf zu stoppen. Das ist uns bisher immer gelungen. Diesmal nicht.“

In Balingen werde sich der BHC heute wieder anders präsentieren, prognostiziert Bürkle, dem nach dem strapaziösen Auswärtsspiel beim WHV nur vier Trainingsein-heiten zur Verfügung standen, um sein Team auf den hochkarätig besetzten Tabellenführer einzustimmen. Neben dem früheren Juniorenweltmeister Fabian Gutbrod setzen der Schwede Linus Arnesson und der tschechische Spielmacher Tomas Babak im Rückraum die Akzente. Toptorschütze ist der Isländer Arnor Gunnarsson (125 Saisontore), der mit Milan Kotrc die vielleicht beste Flügelzange der 2. Liga bildet. „Der BHC ist auf keiner Position schlecht besetzt“, nimmt Bürkle den Gesprächsfaden wieder auf, „wir sind diesmal der Außenseiter, aber mit unseren Fans im Rücken und der entsprechenden Gier sind wir nicht chancenlos.“