Die CDU bleibt stärkste Kraft, verliert aber zweistellig

Von Gudrun Stoll

Das Ergebnis im Wahlkreis Zollernalb-Sigmaringen spiegelt den Trend auf Landes- und Bundesebene. Trotz drastischer Verluste bleibt die CDU stärkste Kraft.

Die CDU bleibt stärkste Kraft, verliert aber zweistellig

Auch wenn das Direktmandat gesichert ist: Bereits die ersten Hochrechnungen sorgten gestern Abend bei CDU-Kandidat Thomas Bareiß, seiner Frau Andrea Verpoorten (dritte von links) sowie den anderen Gästen der Wahlparty in Hartheim für durchaus gemischte Gefühle.

Thomas Bareiß hat der CDU erneut das Direktmandat gesichert und vertritt die Zollernalb für eine vierte Amtsperiode im Bundestag. Doch von seinem Traumergebnis aus dem Jahr 2013 ist er weit entfernt: Vor vier Jahren erreichte der 42-Jährige einen Erststimmenanteil von 60,7 Prozent. Der damalige „Merkelboom“ sicherte der örtlichen CDU ein Zweitstimmenergebnis von 52,8 Prozent.

Nun hat die „Merkelschelte“ die Christdemokraten in eine tiefes Tal geführt. Einen Stimmenanteil von nur 38 Prozent hat es in der Geschichte der erfolgsverwöhnten Zollernalb-CDU noch nie gegeben. Nahezu 16 900 Wähler haben die Christdemokraten verloren. Dies bei einer sehr guten Wahlbeteiligung, die bei 76,2 Prozent lag.

Auch im Wahlkreis 295 Zollernalb-Sigmaringen heißt der heimliche Gewinner der Wahl AfD. Noch vor vier Jahren tauchte auf dem Wahlzettel kein Direktkandidat auf. Aus dem Stand holte nun der 65-jährige Oberstudienrat Hans-Peter Hörner aus Hechingen 13,7 Prozent der Zweitstimmen. Ein Ergebnis das voll im Bundestrend der rechtspopulistischen Protestpartei liegt und sie auf der Zollernalb von Null auf Rang drei der Parteienlandschaft katapultiert hat. Die Sozialdemokraten haben am Sonntag drei Prozentpunkte verloren, sind von 17,1 auf 14,1 Prozent gesunken, was in absoluten Zahlen einen Verlust von 3000 Wählerstimmen bedeutet. Kandidatin Stella Kirgiane-Efremidou konnte ihrer Partei dennoch den zweiten Platz in der Rangfolge der Parteien sichern. Die 51-jährige Gastronomin, die bereits zum zweiten Mal für das hiesige Bundestagsmandat kandidiert hat, erzielte einen Erststimmeanteil von 14,4 Prozent.

Knapp hinter der AfD hat sich im Wahlkreis Zollernalb-Sigmaringen die FDP platziert. Ihr Wähleranteil ist im Vergleich zu 2013 von 5,6 auf 13,4 Prozent angestiegen. Die Liberalen von der Alb liegen somit voll im Trend von Bund und Land, haben es im Sog von Parteichef Christian Lindner aus dem Tief geschafft und sind wieder da. Dirk Mrotzek, der wie die Kollegin von der SPD bereits zum zweiten Mal für seine Partei in den Ring gestiegen ist, kann sich nach dem Debakel von 2013 über ein gutes Ergebnis freuen. Der 50-jährige Speditionskaufmann erhielt vor vier Jahren nur 3069 Erststimmen, was einem Anteil von 2,4 Prozent entspricht. Am Sonntag gaben ihm 12 696 Wähler ihre persönliche Stimme, das entspricht 9,3 Prozent.

Freuen können sich neben den Liberalen auch die Grünen. Sie haben im Wahlkreis Zollernalb-Sigmaringen ein zweistelliges Ergebnis erzielt und ihren Wähleranteil von 8,4 auf 11,5 Prozent erhöht. Kandidat Erwin Feucht erhielt auf dem Stimmzettel von 17 488 Wählern ein Kreuzchen und erreichte ein persönliches Erststimmenergebnis von 12,7 Prozent. Dass die Grünen in Baden-Württemberg weniger um die Gunst ihrer Wähler bangen mussten, als es auf Bundesebene der Fall war, wird auch auf der Alb dem Kretschmann-Effekt zugeschrieben.

Die Linken und ihr Kandidat Claudio Wellington haben sich überaus achtbar geschlagen. Das erklärte Ziel, fünf Prozent plus X zu erreichen, wurde geschafft: Die Linke hat im Wahlkreis 295 die Fünf-Prozent-Hürde tatsächlich erstmals übersprungen. Die Partei erzielte einen Zweitstimmenanteil von 5,1 Prozent, das sind in absoluten Zahlen 7061 Wähler. Ihr 31-jähriger Kandidat konnte 6450 Wähler für sich gewinnen und erhielt 4,7 Prozent der Erststimmen.

Für die MLPD holte deren Kandidatin Renate Schmidt 541 Stimmen, was einem Anteil von 0,4 Prozent entspricht. Für die Partei votierten 174 Wähler, 24 weniger als bei der Wahl 2013. Ergebnis: 0,1 Prozent.