Bessere Nachbarn erwünscht

Die Statistiken weisen sinkende Zahlen aus, trotzdem steigt die Furcht vor Kriminalität in der Bevölkerung.

Polizeichef Professor Alexander Pick ging im Bildungshaus St. Luzen den Ursachen auf den Grund.

Sicherheit ist ein subjektives Empfinden, jeder nimmt sie anders wahr – mit diesen Worten hieß Wirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut den Präsidenten des Polizeipräsidiums Reutlingen namens des CDU-Kreisverbands in Hechingen willkommen.

Tatsächlich, so der Sicherheitsexperte, habe sich die Furcht vor Kriminalität in den zurückliegenden Jahren erhöht – ohne dass sie durch Statistiken oder gestiegene Fallzahlen erklärt werden könne. Ausgenommen so höchst dramatische Ereignisse wie jene sexuellen Übergriffe in der Silvesternacht 2015/2016 auf der Kölner Domplatte.

Die Statistik

Zwar seien damals vornehmlich junge Afrikaner und Araber die Täter gewesen und habe sich die Zahl tatverdächtiger Flüchtlinge in Baden-Württemberg erhöht, so seien die ihnen zuzurechnenden Sexualdelikte mit dem Blick auf die Gesamtstatistik trotzdem nicht überproportional ins Gewicht gefallen.

Ungeachtet dessen sei die Furcht vor „das Fremde“ groß. Beim Beispiel Köln bleibend, habe auch die lange Zeit, die die Polizei brauchte, um die Lage unter Kontrolle zu bringen, dazu beigetragen, dass sich viele Menschen vom Staat nicht mehr ausreichend geschützt glauben.

Autoritätenkrise

Hinzu komme, dass „wir eine Krise der Autoritäten erleben“. Sie schlage sich in Gewalt gegen die Polizei, gegen Politiker, Rettungskräfte nieder. Ein weiterer Stressor sei die Medienberichterstattung, denn: „99 Prozent aller Bilder von Kriminalität haben wir nicht selbst wahrgenommen – sie wurden uns über die Medien ins Gehirn geschüttet.“

Beispielsweise übers Fernsehen. „Auch über Tote im ,Tatort’ entsteht eine Haltung zur Kriminalität.“ Speziell bei den Online-Medien, den Bloggern und dem Boulevard komme der Konkurrenzkampf dazu, wodurch, weil „Schnelligkeit vor Wahrheit“ gehe, oft die Seriosität auf der Strecke bleibe.

Und noch ein Furchtfaktor: die Verwahrlosung des öffentlichen Raums. Picks Überzeugung: „Es lohnt sich, gegen Graffitis vorzugehen. Denn wenn man der Unordnung nicht sofort entgegentritt, wird man ihr bald nicht mehr Herr.“

Ein Wort noch zu den so gefürchteten Wohnungseinbrüchen. Sie seien „immer auch ein Verbrechen an der Seele“. Hilfreich seien bessere Nachbarschaften. Sie seien ein Bollwerk gegen Einbrecher. Am Ende gab der Polizeichef den Zuhörern mit auf den Weg: „Wir leben auf einem der sichersten Plätze dieser Welt. Wir müssen uns das nur bewusst machen.“