Donnerstag, 4. Oktober 2018 von Lydia Wania-Dreher
Das schwere Schweben
Tanzen, als würde es kein Morgen geben. In Ekstase die Welt drum herum vergessen, nur einen einzigen Augenblick den Schmerz nicht fühlen. Die Fernsehserie „Babylon Berlin“ entführt die Zuschauer in eine Zeit des Ausnahmezustands. In die deutsche Hauptstadt 1929. Die Schrecken des Krieges sind präsent und die Zukunft ungewiss. Dieses Leben im Schwebezustand und die Unsicherheit, wer gut und wer böse ist, haben mich in den Bann gezogen. Eine Folge schaue ich nach der anderen an – gefesselt von den Bildern, die bittere Armut zeigen, und dem Handeln der Menschen. Jeder ist sich selbst am Nächsten. Aus dem Verratenen wird im nächsten Augenblick selbst ein Verräter, nur um einen kleinen Vorteil zu bekommen. So schillernd die Kleider auch sein mögen, so kokett die Hüte auch aussehen – ich bin froh, nicht in dieser Zeit zu leben. Und dankbar, anders leben zu können. Aber mir wird durch solche Filme auch immer wieder bewusst, dass mein jetziges Dasein nicht selbstverständlich ist. Und, es sich lohnt, dafür zu kämpfen. Ich möchte nicht, dass wir uns im Jahr 2029 in einem solchen Schwebezustand befinden.
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