Freitag, 31. August 2012 von Hannes Mohr
Kamikaze auf der Spitze
Einmal den höchsten Berg Deutschlands, die Zugspitze, besteigen – diesen Traum habe ich mir jüngst erfüllt. Von Garmisch aus gestartet galt es, zu Fuß 2300 Höhenmeter zu überwinden. Eine unglaublich schöne Landschaft rechtfertigte all die Mühen. Nach zwei Tagen oben angekommen, kam dann die Ernüchterung: Während unterwegs noch Ruhe und Idyll herrschten, war auf Deutschlands höchstem Punkt die Hölle los. Zu Tausenden karrten die Seilbahnen Touristen auf die Aussichtsplattform – hauptsächlich asiatischer Herkunft. Der letzte Teil bis zum Gipfelkreuz ist ein Klettersteig, gesichert mit Stahlseilen. Da wollten sie dann alle hoch. Mit Sandalen oder Turnschuhen rutschten die bequemen „Gipfelstürmer“ über den glattgetretenen Fels neben einem über 100 Meter tiefen Abgrund. Vor Angst fast gelähmt, klammerten sie sich an das Stahlseil. Nach der langen Reise wollte ich natürlich auch zum Gipfelkreuz. Doch habe ich auch genügend Respekt vor dem Berg, kenne die alpinen Gefahren und weiß, wie man sich am Fels verhält – anders als meine japanischen Touri-Kollegen. Entsprechend hatte ich keine Angst vor der Besteigung, sondern vor den schlecht ausgestatteten Ausflüglern, die bei Unachtsamkeit zu Kamikazefliegern werden. Diese waren, trotz der Absturzgefahr und ihrer schlechten Ausrüstung, ganz schön flott unterwegs. Vermutlich mussten sie schnell wieder zum Bus zurück. Schloss Neuschwanstein wartete sicher schon auf sie.
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